„Chreis Cheib" – so nennen Einheimische den Kreis 4. Ein Name mit Geschichte: Hier wurden früher Tierkadaver („Cheiben") entsorgt, hier stand der Galgen, hier landete alles, was die feine Innenstadt nicht haben wollte. Und genau diese Ausgrenzung hat dem Quartier seinen Charakter gegeben.
Heute? Der Kreis 4 ist das multikulturellste, lebendigste, ehrlichste Stück Zürich. Hier leben Menschen aus über 100 Nationen. Hier gibt's an der Langstrasse palästinensisches Street Food neben koreanischen Toasts neben türkischer Fine Dining. Hier arbeiten Start-ups neben Traditionsbeizen, Kreative neben Handwerkern, Gewerkschaften neben Galerien.

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Von Aussersihl zum Trendquartier
Aussersihl – „ausserhalb der Sihl" – war bis 1893 eine eigenständige Gemeinde. Eine arme Gemeinde. Die Stadt Zürich lagerte hierher aus, was sie nicht wollte: das Siechenhaus für Aussätzige, den Hinrichtungsplatz, Abfall und Tierkadaver. Als die Industrie kam, kamen die Arbeiter. Als die Industrie ging, blieb ein Quartier zurück, das lange als Problemviertel galt.
Die Langstrasse war Zürichs Rotlichtmeile, das Bermudadreieck zwischen Brauer-, Hohl- und Langstrasse berüchtigt. In den 1980ern und 90ern prägten Drogen und Prostitution das Bild. Viele machten einen Bogen um den Kreis 4.
Dann kam der Wandel. Günstige Mieten zogen Studierende, Künstler, Kreative an. Die multikulturelle Vielfalt, die lange als Problem galt, wurde plötzlich zum Asset. Aus der Sündenmeile wurde ein Kreativquartier. Aus dem Problemfall ein Place to be.
Drei Quartiere, ein Kreis
Statistisch teilt sich der Kreis 4 in drei Quartiere: Langstrasse, Hard und Werd. Jedes hat seinen eigenen Charakter.
Langstrasse – das ist DAS Quartier, wenn Leute vom Kreis 4 sprechen. Von der Bahnhofsunterführung bis zum Helvetiaplatz pulsiert hier das urbane Leben. Bars, Restaurants, Clubs, Take-aways, kleine Shops. Über 100 Nationen, unzählige Sprachen, eine Energie, die man spürt. Hier schläft niemand, hier lebt die Stadt 24/7.
Hard – das Quartier zwischen Seebahnlinie und Kreis 5, oft auch „Zürich-West light" genannt. Hier entsteht gerade ein komplett neues Quartier. Die Europaallee mit ihren Neubauten zeigt, wohin die Reise geht: Bürokomplexe, moderne Wohnungen, aufgeräumte Plätze. Der Kontrast zur wilden Langstrasse könnte kaum grösser sein.
Werd – das kleinste der drei Quartiere, südlich der Badenerstrasse. Ruhiger als die Langstrasse, dichter bebaut, mehr Wohnen als Ausgehen. Hier leben vor allem Familien und Langzeitbewohner.
Die Langstrasse: Zürichs Partymeile
Früher Rotlichtmilieu, heute Partyboulevard. Die Langstrasse verbindet die Kreise 4 und 5 – und irgendwie auch die ganze Stadt. Nirgendwo sonst in Zürich treffen so viele unterschiedliche Menschen aufeinander.
Tagsüber: Kaffee im Campo am Helvetiaplatz, Lunch im Palestine Grill, Einkaufen in den kleinen Lä
den, wo man noch auf Türkisch, Portugiesisch oder Tamil bedient wird.
Abends: Apéro im Acid, Dinner im Restaurant Gül (türkische Küche neu interpretiert), dann weiter ins Exer für Fried Chicken und Hip-Hop, oder ins Longstreet für die legendäre Minidisko.
Nachts: Wenn die Stadt schläft, wacht die Langstrasse auf. Die Bar 63 mit ihrem kopfförmigen Punch-Kelch, das Hive, das Helsinki – hier tanzt Zürich bis in die Morgenstunden.
Die Langstrasse schläft nie. Und genau das macht sie aus.
Essen im Kreis 4: Die ganze Welt auf einem Kilometer
Du willst palästinensisches Street Food? Palestine Grill auf der Piazza Cella.
Türkische Fine Dining? Restaurant Gül.
Koreanische Toasts als Katerfrühstück? Korean Street Toast durch das Food-Fenster der Central Bar.
Klassische Schweizer Küche? Eichhörnli – seit 2005 unaufgeregt aufregend.
Das beste Fried Chicken der Stadt? Exer, Dienstag und Mittwoch.
Vegane Küche? Samses – nachhaltig seit 2004, lange bevor es hip war.
Bodenständige Quartierbei: Gamper – Fünf-Gang-Menü für 85 Franken, wechselnd, exzellent.
Dazwischen unzählige Take-aways, Bäckereien (John Baker!), Cafés, Bars. Die kulinarische Vielfalt ist schlicht unfassbar. Und das zu Preisen, die man anderswo in Zürich sucht.
Kultur & Nightlife
Der Kreis 4 hat nicht nur Restaurants und Bars – er hat Kultur.
Volkshaus – das historische Gebäude am Helvetiaplatz, einst Versammlungsort der Arbeiterbewegung, heute Kulturzentrum mit Restaurant, Bar und Events.
Sender – Radio GDS.FM sendet live aus diesem Lokal. Musik quer durch alle Genres, keine Mainstream-Hitparaden.
Hum Records – Plattenladen an der Ankerstrasse. Hier findet man keine grossen Popnamen, dafür Raritäten und Schätze.
Galerien – zwischen Langstrasse und Europaallee haben sich zahlreiche Galerien angesiedelt. Kunst ist hier nicht elitär, sondern zugänglich.
Clubs – vom Underground-Kellerclub bis zur etablierten Location. Im Kreis 4 gibt's für jeden Musikgeschmack was.
Jobs im Kreis 4: Vielfalt als Programm
Der Kreis 4 ist kein klassisches Büroviertel. Hier arbeiten Menschen in kleinen Unternehmen, Familienbetrieben, Start-ups, Gastronomiebetrieben, sozialen Einrichtungen.
Hier findest du Jobs in:
- Gastronomie: Von der Traditionsbeiz bis zum hippen Restaurant – überall wird Personal gesucht
- Kreativwirtschaft: Werbeagenturen, Design-Studios, Architekturbüros
- Einzelhandel: Kleine Läden, die noch Charakter haben
- Soziales: Beratungsstellen, NGOs, Gewerkschaften (UNIA, Syndicom und Co. haben ihre Zentralen hier)
- Kultur: Kleine Theater, Musikclubs, Galerien
- Start-ups: Junge Unternehmen, die die Vielfalt des Quartiers schätzen
Keine Konzernzentralen, keine gläsernen Bürotürme. Dafür echte Arbeit mit echten Menschen.
Leben im Kreis 4: Multikulturell & echt
41,5% Ausländeranteil – weit über dem Stadtzürcher Durchschnitt von 30%. Aber diese Zahl sagt wenig. Was sie nicht sagt: dass hier über 100 Nationen friedlich zusammenleben. Dass die Piazza Cella nach Erminia Cella benannt ist, die im Restaurant Cooperativa italiana die antifaschistische Emigration zur Zeit Mussolinis unterstützte. Dass Gottlieb Duttweiler, Gründer der Migros, hier aufwuchs.
Der Kreis 4 war immer ein Einwanderungsquartier. Erst die Arbeiter der Industrie, dann die italienischen Emigranten, später Gastarbeiter aus dem Süden, dann Flüchtlinge aus aller Welt. Diese Geschichte prägt das Quartier bis heute.
Während andere Stadtteile gentrifizieren und steril werden, bleibt der Kreis 4 rau, echt, lebendig. Klar, die Mieten steigen auch hier. Klar, Galerien und Start-ups verdrängen teilweise traditionelles Gewerbe. Aber der Grundcharakter – multikulturell, tolerant, un-Züricherisch Züricherisch – bleibt.
Helvetiaplatz: Das Herz des Quartiers
Wenn der Kreis 4 ein Herz hat, dann ist es der Helvetiaplatz. Hier kreuzen sich die Wege, hier trifft sich das Quartier.
Das Volkshaus thront über dem Platz, drum herum Cafés, Restaurants, Bars. Samstags der Wochenmarkt. Im Sommer sitzen die Leute draußen, trinken Kaffee, essen Gelato, schauen dem Treiben zu.
Der Helvetiaplatz ist nicht schick. Er ist nicht durchgestylt. Aber er ist lebendig. Und genau das macht ihn aus.
Verkehr & Erreichbarkeit
Tram 3, 4, 13, 14 – der Kreis 4 ist bestens erschlossen. Vom Hauptbahnhof bist du in 5 Minuten an der Langstrasse. Mit dem Velo sowieso – flach, direkt, unkompliziert.
Die Badenerstrasse verbindet den Kreis 4 mit dem Rest der Stadt. Die Langstrasse führt vom Kreis 4 in den Kreis 5. Und über die Hardbrücke bist du in Zürich-West.
Warum im Kreis 4 arbeiten?
Weil hier das echte Zürich ist. Nicht das Postkartenzu Zürich mit Grossmünster und Bahnhofstrasse. Sondern das Zürich, in dem Menschen aus aller Welt zusammenleben und arbeiten.
Weil die Mittagspause hier bedeutet: die ganze Welt kulinarisch entdecken.
Weil nach Feierabend nicht alle nach Hause fahren, sondern sich auf einen Drink treffen.
Weil das Quartier Charakter hat. Ecken und Kanten. Geschichte und Gegenwart.
Der Kreis 4 ist nicht perfekt. Er ist laut, manchmal chaotisch, manchmal zu viel. Aber er ist echt. Und in einer Stadt, die immer glatter und teurer wird, ist Echtheit Gold wert.
Fun Facts über den Kreis 4
🏛️ Volkshaus: 1910 eröffnet als Treffpunkt der Arbeiterbewegung – heute denkmalgeschützt und immer noch Ort der Begegnung
🎵 Olé Olé Bar: Die legendäre Bar an der Langstrasse gibt's immer noch – auch wenn drumherum alles gentrifiziert
📻 Radio GDS.FM: „Gegen den Strom" – das Alternative Radio sendet live aus dem Sender-Lokal
🍺 Bar 63: Mehrere Hundert Liter des berühmten Punch im Kopf-Kelch gehen hier jährlich über den Tresen
🏴 Politisches Erbe: Gewerkschaften, linke Parteien – der Kreis 4 war und ist politisch links
📚 John Baker: Die Kult-Bäckerei macht das beste Fruchtbrötchen der Stadt
Der Wandel: Fluch oder Segen?
Die Transformation des Kreis 4 ist umstritten. Während neue Galerien, Restaurants und Start-ups entstehen, führen steigende Mieten zur Verdrängung langjähriger Bewohner und traditioneller Gewerbe.
Die alte Schreinerei muss einem Co-Working-Space weichen. Die Eckkneipe wird zur Cocktailbar. Die günstige WG-Wohnung zum Loft.
Gentrifizierung nennt man das. Und sie passiert hier, wie überall in Zürich. Die Frage ist: Wie viel Veränderung verträgt ein Quartier, bevor es seine Seele verliert?
Der Kreis 4 balanciert. Zwischen Alt und Neu, zwischen Tradition und Trend, zwischen Verdrängung und Entwicklung. Noch ist das Quartier lebendig, multikulturell, echt. Noch.
Dein nächster Job im Kreis 4?
Ob Gastro, Kreativ, Soziales oder Start-up – im Kreis 4 arbeitest du nicht in einem anonymen Büroturm. Du arbeitest in einem Quartier mit Seele, mit Menschen, die Geschichten haben, mit Betrieben, die Charakter haben.
Der Kreis 4 ist nichts für Leute, die es steril und ruhig mögen. Er ist für Leute, die das Leben spüren wollen. Die Vielfalt schätzen. Die Echt über Perfekt stellen.
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