Was Zürcher Arbeitgeber an Bewerber:innen besonders schätzen

By Samuel, Founder Veröffentlicht am 21/11/2025

Zürich ist nicht irgendein Arbeitsmarkt. Hier sitzen Banken neben Startups, internationale Konzerne neben KMUs, und alle suchen eines: die richtigen Leute.

Aber was heisst "richtig"? Was macht dich als Bewerber:in interessant für Zürcher Arbeitgeber? Und nein, es geht nicht um die perfekt formatierte Bewerbung oder das fehlerfreie Motivationsschreiben (obwohl das nicht schadet).

Ich hab mit HR-Leuten, Geschäftsführern und Teamleitern aus Zürich gesprochen. Hier ist, was sie wirklich wollen – ehrlich, direkt, ohne Floskeln.


Bild: Gaultmillau.ch


Du weisst, was du willst (und was nicht)

Das hör ich immer wieder: "Wir wollen Leute, die wissen, warum sie hier sind."

Klingt simpel, ist es aber nicht. Viele Bewerber:innen schreiben, sie seien "flexibel", "offen für alles" und "motiviert für neue Herausforderungen". Das Problem? Es sagt nichts.

Anna, HR-Leiterin bei einem Tech-Unternehmen in Zürich West: "Wenn jemand schreibt, er sei für alles offen, weiss ich eigentlich nur eines – er hat keine Ahnung, was er will. Das ist für uns ein rotes Tuch."

Was Zürcher Arbeitgeber wollen: Jemanden, der klar sagt, was er sucht. Einen Job mit Gestaltungsspielraum? Sag's. Ein Team, das flache Hierarchien lebt? Schreib's. Einen Arbeitgeber, der Teilzeit ernst nimmt? Kommuniziere es.

Je klarer du bist, desto besser. Dann wissen beide Seiten früh, ob es passt. Und das spart allen Zeit.

Du bist ehrlich (auch über das, was du nicht kannst)

Niemand kann alles. Das wissen auch Arbeitgeber.

Markus, Geschäftsführer eines KMU in Wiedikon: "Mir ist lieber, jemand sagt im Gespräch 'das kann ich noch nicht, aber ich bin bereit es zu lernen', als dass er nickt und zwei Wochen später steht er da und weiss nicht weiter."

Das Ding ist: In Zürich ist der Arbeitsmarkt eng. Leute reden miteinander. Wenn du dich als Excel-Profi verkaufst und dann im Job nicht mal eine Pivot-Tabelle hinkriegst, spricht sich das rum.

Was Arbeitgeber schätzen: Ehrlichkeit über deine Skills. Wenn du sagst "SAP kenne ich nicht, aber ich hab schon drei andere ERP-Systeme gelernt", dann ist das stark. Das zeigt, dass du reflektiert bist. Und lernbereit.

Übrigens: Lernbereitschaft wird in fast jedem Gespräch erwähnt. Sie schlagen Fachkenntnisse oft. Weil Skills kann man lernen. Einstellung nicht.

Du hast dich informiert (und zwar richtig)

"Ich hab Ihre Webseite durchgelesen" – reicht nicht.

Sabine, HR-Managerin am Paradeplatz: "Wenn jemand im Gespräch nur wiederkaut, was auf unserer Website steht, ist das kein Pluspunkt. Das ist Minimum. Was mich interessiert: Was hat die Person daraus gemacht?"

Beispiel: Du bewirbst dich bei einem Startup. Statt zu sagen "Ihr seid ein innovatives Unternehmen", könntest du sagen: "Ich hab gelesen, dass ihr letztes Jahr euren CO₂-Fussabdruck um 30% reduziert habt. Das finde ich stark – das zeigt mir, dass ihr Nachhaltigkeit nicht nur als Marketing nutzt."

Oder du bewirbst dich bei einer Bank. Statt "Ich will im Finanzsektor arbeiten" könntest du sagen: "Ich hab euer Interview im Tages-Anzeiger über die neue digitale Strategie gelesen. Genau in so einem Umfeld will ich mitgestalten."

Du siehst den Unterschied? Es ist nicht mehr Aufwand – aber es zeigt, dass du mitdenkst.

Du passt zum Team (nicht nur fachlich)

Zürich ist klein. Teams sind oft überschaubar. Und in einem Team von 8 Leuten merkst du sofort, wenn jemand nicht reinpasst.

Das heisst nicht, dass alle gleich sein müssen. Im Gegenteil. Aber es heisst: Du solltest dich fragen, ob du dich in diesem Umfeld wohlfühlst.

Stefan, Teamleiter bei einer Agentur in Oerlikon: "Wir können dir die besten Tools und das beste Gehalt bieten – wenn du nicht ins Team passt, wird's trotzdem nicht funktionieren. Deshalb schaue ich im Gespräch vor allem eins: Kann ich mir vorstellen, mit dieser Person zu arbeiten?"

Was das für dich heisst: Sei du selbst. Nicht die Version von dir, die du für "professionell" hältst. Wenn du eher ruhig bist, spiel nicht den extrovertierten Networker. Wenn du lieber straight to the point bist, versuch nicht krampfhaft, Smalltalk zu führen.

Die besten Matches passieren, wenn beide Seiten ehrlich sind.

Du zeigst, dass du in Zürich leben willst (nicht musst)

Viele Leute ziehen nach Zürich, weil hier die Jobs sind. Das ist okay. Aber Arbeitgeber merken den Unterschied zwischen "Ich bin hier, weil ich muss" und "Ich bin hier, weil ich will."

Lisa, Recruiterin bei einem internationalen Unternehmen in Altstetten: "Wenn jemand im Gespräch über Zürich meckert – zu teuer, zu stressig, zu eng – dann frag ich mich: Warum bewirbst du dich dann hier?"

Du musst nicht in Zürich geboren sein. Aber zeig, dass du dich mit der Stadt identifizieren kannst. Vielleicht liebst du es, in der Mittagspause an die Limmat zu gehen. Oder du schätzt, dass du ohne Auto überall hinkommst. Oder du findest die Vielfalt an Kulturen und Branchen spannend.

Klingt nebensächlich? Ist es nicht. Wenn Arbeitgeber zwischen zwei gleich guten Kandidat:innen entscheiden, gewinnt oft die Person, die zeigt: Ich will hier sein.

Du bringst etwas mit, das andere nicht haben

Das kann vieles sein. Und nein, es muss keine "einzigartige Superkraft" sein.

Vielleicht sprichst du eine seltene Sprache. Vielleicht hast du Erfahrung in einer Branche, die fürs Unternehmen neu ist. Vielleicht hast du mal ein Projekt geleitet, das schiefging – und kannst erzählen, was du daraus gelernt hast.

Maye, Leiterin Personal in Oerlikon: "Die besten Bewerbungsgespräche sind die, wo ich am Ende denke: 'Interessant, das hätte ich nicht erwartet.' Nicht weil die Person abgedreht ist, sondern weil sie eine Perspektive mitbringt, die wir im Team noch nicht haben."

Was das für dich heisst: Überlege dir, was dich unterscheidet. Nicht im Sinne von "besser", sondern im Sinne von "anders". Was bringst du mit, das eine Standard-Bewerbung nicht zeigt?

Du fragst die richtigen Fragen

Ein Vorstellungsgespräch ist keine Einbahnstrasse. Du solltest genauso prüfen, ob das Unternehmen zu dir passt, wie das Unternehmen prüft, ob du passt.

Gute Fragen zeigen: Du denkst mit.

Schlechte Fragen:

  • "Was macht Ihr Unternehmen genau?" (steht auf der Website)
  • "Wie viele Ferientage gibt es?" (kommt später)

Gute Fragen:

  • "Wie würden Sie die Arbeitskultur hier beschreiben?"
  • "Was sind die grössten Herausforderungen für das Team im nächsten Jahr?"
  • "Wie sieht ein typischer Arbeitstag in dieser Rolle aus?"
  • "Was schätzen Sie am meisten an den Leuten, die hier erfolgreich sind?"

Monika, HR-Managerin bei einer NGO in Zürich: "Wenn jemand keine Fragen stellt, ist das für mich ein schlechtes Zeichen. Es zeigt mir: Die Person hat sich nicht wirklich mit uns auseinandergesetzt."

Du bist pünktlich, zuverlässig und kommunizierst klar

Klingt banal? Ist es leider nicht.

Zürich ist eine Stadt, die auf Präzision läuft. Wenn du zu spät zum Gespräch kommst – ohne Bescheid zu geben – ist das ein No-Go. Wenn du sagst, du schickst Unterlagen nach und dann kommt nichts – ist das ein No-Go.

Das heisst nicht, dass du perfekt sein musst. Aber es heisst: Wenn was schiefläuft, kommuniziere es.

Beispiel: Du merkst, dass du das Gespräch nicht rechtzeitig schaffst. Ruf an. Schreib eine SMS. Gib Bescheid. Das zeigt Respekt. Und Respekt ist in Zürich nicht verhandelbar.

Du verstehst, dass Zürich vielfältig ist

Zürich ist nicht "die Schweiz". Zürich ist international. Hier arbeiten Menschen aus über 170 Nationen. Deutsch, Englisch, Schweizerdeutsch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Tamil – alles gleichzeitig.

Was das heisst: Wenn du offen für verschiedene Kulturen, Arbeitsweisen und Perspektiven bist, hast du einen Vorteil. Unternehmen suchen Leute, die in diversen Teams funktionieren. Die nicht nur "Diversity" auf den Lebenslauf schreiben, sondern sie leben.

Das gilt übrigens auch für Branchen. Zürich hat nicht nur Banken. Hier gibt es Tech-Startups, Pharma, Bildung, Kultur, Gastronomie, Handwerk. Wenn du bereit bist, über den Tellerrand zu schauen, öffnen sich Türen.

Du zeigst Persönlichkeit (nicht nur Professionalität)

HR-Leute lesen täglich Dutzende Bewerbungen. Die meisten klingen gleich. "Hiermit bewerbe ich mich für die Stelle als…", "Ich bin motiviert, engagiert und teamfähig…", "Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören…"

Gähn.

Was auffällt: Persönlichkeit. Eine Bewerbung, die nicht klingt wie aus dem Textbaukasten. Ein Gespräch, in dem du nicht nur Standardantworten gibst.

Das heisst nicht, dass du im Gespräch über deine Katze reden sollst (ausser es passt wirklich zum Thema). Aber es heisst: Sei echt. Zeig, wer du bist.

Julia, Teamleiterin bei einem Architekturbüro in Wiedikon: "Die Person, die wir eingestellt haben, hat im Gespräch erzählt, dass sie am Wochenende gerne an Urban Sketching-Workshops teilnimmt. Das hatte nichts direkt mit der Stelle zu tun, aber es zeigte mir: Sie hat einen Blick fürs Detail und Leidenschaft für Gestaltung. Das wollte ich im Team."

Was Zürcher Arbeitgeber NICHT wollen

Genauso wichtig wie das, was sie wollen, ist das, was sie nicht wollen:

Leute, die nur aufs Geld schauen. Ja, Zürich ist teuer. Ja, Gehalt ist wichtig. Aber wenn das deine einzige Motivation ist, merkst du nach drei Monaten: Der Job macht dich unglücklich.

Bewerber:innen, die überqualifiziert sind und sich langweilen werden. Wenn du einen Job annimmst, der unter deinem Level ist, wirst du nach sechs Monaten wieder weg sein. Das wissen Arbeitgeber. Und sie wollen keine Drehtür.

Leute, die nicht teamfähig sind. Zürich ist klein. Teams sind überschaubar. Ein Egomane im Team kann die ganze Dynamik zerstören.

Menschen, die nicht kommunizieren können. Ob auf Deutsch, Englisch oder Schweizerdeutsch – du musst dich verständlich machen können. Das heisst nicht perfekt, aber klar.

Konkret: So punktest du bei Zürcher Arbeitgebern

Sei klar in dem, was du willst – keine Floskeln, keine "ich bin für alles offen"-Aussagen

Sei ehrlich über deine Skills – lieber "das lerne ich noch" als "klar, kann ich" und dann kommt nichts

Informiere dich über das Unternehmen – und zwar richtig, nicht nur Website durchscrollen

Zeig, dass du ins Team passt – ohne dich zu verstellen

Bring eine Perspektive mit, die andere nicht haben – sei es durch Erfahrung, Sprachen oder Denkweise

Stelle gute Fragen – Vorstellungsgespräche sind keine Einbahnstrasse

Sei pünktlich und zuverlässig – Basics, die in Zürich zählen

Zeig Persönlichkeit – nicht nur Professionalität

Versteh, dass Zürich vielfältig ist – und zeig, dass du damit umgehen kannst

Was am Ende zählt

Zürich ist ein harter Arbeitsmarkt. Aber auch ein fairer. Wenn du zeigst, dass du weisst, was du willst, ehrlich bist und bereit, dich einzubringen – dann findest du hier deinen Platz.

Die besten Matches passieren nicht, weil jemand die perfekteste Bewerbung geschrieben hat. Sie passieren, weil beide Seiten ehrlich waren und gemerkt haben: Das passt.

Also: Worauf wartest du noch?


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