So klappt der Wiedereinstieg nach einer längeren Pause

By Samuel, Founder Veröffentlicht am 12/12/2025

Du warst raus. Vielleicht ein Jahr, vielleicht drei, vielleicht länger. Elternzeit, Krankheit, Pflege von Angehörigen, Burnout, Weltreise, Weiterbildung – die Gründe sind so verschieden wie die Menschen dahinter.

Und jetzt? Jetzt sitzt du da, scrollst durch Stellenanzeigen und fragst dich: Will mich überhaupt noch jemand?

Spoiler: Ja. Aber der Wiedereinstieg ist kein Selbstläufer. Er braucht Strategie, Ehrlichkeit und ein bisschen Mut. Hier ist, was Zürcher Arbeitgeber wirklich denken – und wie du den Wiedereinstieg schaffst.


Bild: Canva.com


Die Lücke im Lebenslauf ist kein Todesurteil

Lass uns das gleich zu Beginn klären: Eine Lücke im Lebenslauf ist kein Karriere-Killer. Nicht mehr. Nicht in Zürich.

Sandra, HR-Leiterin bei einem Finanzdienstleister am Bellevue: "Früher war eine Lücke ein rotes Tuch. Heute frag ich mich eher: Was hat die Person in dieser Zeit gemacht? Was hat sie gelernt? Wer nach einer Pause zurückkommt und reflektiert darüber spricht, ist mir oft lieber als jemand, der 15 Jahre durchgearbeitet hat und ausgebrannt ist."

Das heisst nicht, dass die Lücke egal ist. Aber sie ist erklärbar. Und erklärbar ist okay.

Was zählt: Wie du damit umgehst.


Sag, was war – ohne dich zu rechtfertigen

Der grösste Fehler, den Wiedereinsteiger:innen machen? Sie entschuldigen sich für ihre Pause.

"Ich war leider drei Jahre zu Hause…" "Ich konnte leider nicht arbeiten wegen…" "Ich weiss, das sieht nicht gut aus, aber…"

Stopp.

Du musst dich nicht entschuldigen. Du musst erklären. Das ist ein Unterschied.

Markus, Geschäftsführer eines KMU in Albisrieden: "Wenn jemand reinkommt und sagt 'Ich war drei Jahre für meine Kinder da, jetzt bin ich bereit für den nächsten Schritt' – das respektiere ich. Wenn jemand rumdruckst und sich ständig rechtfertigt, frag ich mich: Steht die Person überhaupt hinter ihrer Entscheidung?"

Konkret heisst das:

Statt: "Ich war leider lange raus wegen Burnout…" Besser: "Ich hatte eine gesundheitliche Phase, die ich genutzt habe, um mich neu zu orientieren. Jetzt bin ich klar, was ich will."

Statt: "Ich war nur zu Hause bei den Kindern…" Besser: "Ich habe drei Jahre Familienarbeit gemacht – inklusive Projektmanagement, Budgetplanung und Konfliktlösung im Akkord." (Ja, das darfst du so sagen. Weil es stimmt.)


Deine Pause war keine tote Zeit

Egal warum du pausiert hast – du hast in dieser Zeit etwas gemacht. Vielleicht nicht im klassischen Sinn "gearbeitet", aber gelernt, erlebt, dich entwickelt.

Das Problem: Viele Wiedereinsteiger:innen wissen nicht, wie sie das verkaufen sollen.

Lisa, Recruiterin bei einem Tech-Unternehmen in Zürich Nord: "Ich hatte mal eine Bewerberin, die fünf Jahre Pause hatte wegen Pflege ihrer Eltern. Im Gespräch sagte sie zuerst 'Ich habe nichts Besonderes gemacht.' Als ich nachgefragt habe, kam raus: Sie hat zwei Haushalte koordiniert, mit Ärzten und Versicherungen verhandelt, ein Pflegeteam gemanagt und nebenbei noch einen Online-Kurs in Projektmanagement gemacht. Das ist kein Nichts. Das ist Leadership unter Druck."

Frag dich:

  • Was habe ich in meiner Pause organisiert, geplant, umgesetzt?
  • Welche Probleme habe ich gelöst?
  • Was habe ich gelernt – über mich, über andere, über Arbeit?
  • Habe ich mich weitergebildet, ehrenamtlich engagiert, etwas aufgebaut?

Schreib es auf. Nicht um anzugeben, sondern um dir selbst klar zu machen: Du bringst was mit.


Der Arbeitsmarkt hat sich verändert – du dich auch

Wenn du länger raus warst, ist eine Sache sicher: Die Arbeitswelt von heute ist nicht mehr die von vor fünf Jahren.

Tools haben sich geändert. Prozesse. Erwartungen. Vielleicht auch ganze Berufsbilder.

Das kann einschüchternd sein. Muss es aber nicht.

Thomas, Teamleiter bei einer Agentur in Oerlikon: "Klar, wenn jemand fünf Jahre raus war, muss er oder sie sich einarbeiten. Aber das gilt auch für Leute, die gerade aus einem anderen Unternehmen kommen. Jeder braucht Einarbeitung. Die Frage ist: Ist die Person bereit, sich reinzuhängen?"

Was das für dich heisst:

  • Informiere dich, was sich in deiner Branche verändert hat
  • Schau, welche Tools heute Standard sind (und lerne die Basics)
  • Lies Fachartikel, hör Podcasts, folge relevanten Leuten auf LinkedIn
  • Wenn möglich: Mach einen Kurs. Nicht um ein Zertifikat zu sammeln, sondern um zu zeigen: Ich bin dran.

Und vor allem: Sei ehrlich darüber, was du weisst und was nicht. "Slack kannte ich noch nicht, aber ich hab mich in zwei Wochen eingearbeitet" klingt besser als zu tun, als wärst du Profi – und dann nicht zu wissen, wie man einen Channel erstellt.


Starte nicht mit der Traumstelle

Harter Rat, aber wichtig: Dein erster Job nach der Pause muss nicht perfekt sein.

Viele Wiedereinsteiger:innen suchen sofort die Stelle, die sie vor der Pause hatten – gleiches Level, gleiches Gehalt, gleiche Verantwortung. Und dann wundern sie sich, warum es nicht klappt.

Anna, HR-Managerin bei einem Beratungsunternehmen in Enge: "Ich sag Wiedereinsteiger:innen immer: Der erste Job nach der Pause ist ein Sprungbrett, nicht das Ziel. Nimm etwas, das dich wieder reinholt. Beweise, dass du es noch kannst. Dann kommen die besseren Angebote von selbst."

Das heisst nicht, dass du dich unter Wert verkaufen sollst. Aber es heisst: Sei realistisch. Ein Einstieg auf 80% des früheren Levels ist besser als kein Einstieg. Und nach einem Jahr bist du wieder da, wo du sein willst.

Übrigens: Viele Unternehmen in Zürich bieten explizit "Returnship"-Programme an – strukturierte Wiedereinstiegsprogramme für Leute nach längeren Pausen. Frag danach.


Netzwerk schlägt Bewerbung

Du kannst hundert Bewerbungen schreiben. Oder du rufst drei Leute an, die du kennst.

Was funktioniert besser? Du ahnst es.

Peter, Geschäftsführer eines Startups in Zürich West: "Die besten Leute finden wir über Empfehlungen. Wenn mir jemand sagt 'Hey, ich kenne da jemanden, der gerade wieder einsteigt und super ist' – dann ist das mehr wert als jede Bewerbung."

Was das für dich heisst:

  • Aktiviere dein Netzwerk. Schreib Leute an, mit denen du früher gearbeitet hast.
  • Geh auf Events. In Zürich gibt's ständig Meetups, Branchentreffen, After-Works.
  • Nutze LinkedIn. Nicht um zu posten, dass du einen Job suchst (das wirkt verzweifelt), sondern um sichtbar zu sein. Kommentiere, teile, zeig, dass du da bist.
  • Sag Freunden und Bekannten Bescheid. Du wärst überrascht, wie viele Jobs über "Kennst du jemanden?" vergeben werden.

Und wenn du niemanden kennst? Dann bau dir ein Netzwerk auf. Jetzt. Es ist nie zu spät.


Das Vorstellungsgespräch: So gehst du mit der Pause um

Du hast eine Einladung. Glückwunsch. Jetzt kommt der Teil, vor dem viele Angst haben: Die Frage nach der Lücke.

Hier ist die Wahrheit: Die Frage kommt. Garantiert. Und das ist okay.

So gehst du damit um:

1. Bereite eine klare Antwort vor Nicht auswendig gelernt, aber durchdacht. Du solltest in 2-3 Sätzen erklären können, was war und was du daraus mitgenommen hast.

2. Bleib sachlich, nicht emotional Du musst nicht deine ganze Lebensgeschichte erzählen. "Ich habe meine Eltern gepflegt" reicht. Du musst nicht erklären, woran sie krank waren.

3. Lenke auf die Zukunft "Das war meine Situation. Jetzt bin ich bereit für den nächsten Schritt – und zwar aus diesen Gründen…"

4. Zeig, was du in der Pause gemacht hast Weiterbildung? Ehrenamt? Projekte? Bring es ein. Aber nur, wenn es relevant ist.

Monika, HR-Leiterin bei einer NGO in Zürich: "Die besten Antworten auf die Lücken-Frage sind die, die kurz, ehrlich und nach vorne gerichtet sind. Ich will nicht die ganze Geschichte hören. Ich will wissen: Ist die Person jetzt ready?"


Teilzeit ist kein Karriere-Killer (mehr)

Früher hiess Wiedereinstieg oft: zurück in Vollzeit oder gar nicht.

Heute nicht mehr. Zumindest nicht in Zürich.

Viele Unternehmen bieten flexible Modelle an – 60%, 80%, Jobsharing, Homeoffice. Und sie meinen es ernst.

Julia, Teamleiterin bei einem Medienunternehmen in Wiedikon: "Wir haben mehrere Leute im Team, die nach einer Pause mit 60% eingestiegen sind. Einige sind inzwischen auf 80% oder 100%, andere bleiben bei 60% – und liefern trotzdem top Arbeit. Die Zeiten, wo nur Vollzeit zählte, sind vorbei."

Was das für dich heisst: Wenn du nicht sofort Vollzeit arbeiten kannst oder willst, sag es. Aber sag auch, was du dafür bietest: Flexibilität, Effizienz, Erfahrung.

Und: Such gezielt nach Stellen, die Teilzeit anbieten. Auf Züri.jobs kannst du danach filtern.


Die Angst ist normal – aber sie lügt

Lass uns ehrlich sein: Der Wiedereinstieg macht Angst.

Bin ich noch gut genug? Wollen die mich überhaupt? Was, wenn ich versage?

Diese Gedanken sind normal. Aber sie lügen.

Stefan, Coach für berufliche Neuorientierung in Zürich: "Fast alle Wiedereinsteiger:innen, mit denen ich arbeite, unterschätzen sich massiv. Sie denken, sie können nichts mehr. Dabei bringen sie Erfahrung, Reife und Perspektive mit, die Berufseinsteiger nicht haben. Das ist ein Asset, kein Defizit."

Was hilft gegen die Angst?

  • Rede mit Leuten, die es geschafft haben. Du bist nicht die erste Person, die nach einer Pause zurückkommt.
  • Fang klein an. Ein Informationsgespräch. Ein Kaffee mit einem alten Kollegen. Eine Bewerbung. Schritt für Schritt.
  • Erinnere dich, was du schon geschafft hast. Du hast eine Pause gemeistert. Das war nicht nichts.


Was Zürcher Arbeitgeber bei Wiedereinsteiger:innen NICHT wollen

Genauso wichtig wie das, was sie wollen:

❌ Leute, die sich ständig entschuldigen. Steh zu deiner Geschichte.

❌ Bewerber:innen, die so tun, als wäre nichts gewesen. Die Lücke ist da. Ignorieren macht es schlimmer.

❌ Menschen, die unrealistische Erwartungen haben. Der erste Job nach der Pause ist ein Einstieg, nicht die Krönung.

❌ Kandidat:innen, die nicht zeigen, dass sie ready sind. Arbeitgeber wollen wissen: Bist du wirklich bereit – oder testest du nur?


Konkret: So schaffst du den Wiedereinstieg in Zürich

✅ Erkläre deine Pause – ohne dich zu rechtfertigen

✅ Zeig, was du in der Pause gemacht und gelernt hast

✅ Informiere dich, was sich in deiner Branche verändert hat

✅ Sei realistisch beim ersten Job – Sprungbrett, nicht Traumstelle

✅ Aktiviere dein Netzwerk – es ist Gold wert

✅ Bereite dich auf die Lücken-Frage vor – kurz, ehrlich, nach vorne

✅ Ziehe Teilzeit in Betracht – es ist kein Karriere-Killer

✅ Glaub an dich – die Angst lügt


Was am Ende zählt

Der Wiedereinstieg nach einer längeren Pause ist machbar. Jeden Tag schaffen es Menschen in Zürich, zurück in den Job zu kommen – nach Elternzeit, nach Krankheit, nach Auszeit.

Der Unterschied zwischen denen, die es schaffen, und denen, die steckenbleiben? Die einen handeln. Die anderen warten.

Du hast eine Pause gemacht. Das ist Teil deiner Geschichte. Jetzt schreibst du das nächste Kapitel.

Also: Worauf wartest du noch?


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