Jobwechsel mit 50+: Tipps & Mutmacher aus Zürich

By Samuel, Founder Veröffentlicht am 14/11/2025

Kennst du dieses Gefühl? Du stehst morgens auf, ziehst dich an und denkst: „Noch 15 Jahre das Gleiche?" Vielleicht hast du 25 Jahre im selben Job verbracht und merkst plötzlich – da ist noch mehr. Oder die Firma hat umstrukturiert und du stehst unverhofft vor einem Neuanfang. Oder du willst einfach nochmal was anderes erleben, bevor es zu spät ist.

Ich sag's dir gleich: Du bist nicht allein. Und du bist nicht zu alt.


Bild: Lummi.ai

„Aber wer stellt denn noch jemanden wie mich ein?"

Diese Frage höre ich oft. Meist von Menschen, die in ihrem Beruf verdammt gut sind, aber plötzlich unsicher werden, wenn es um einen Wechsel geht. Versteh mich nicht falsch – die Bedenken sind real. Der Arbeitsmarkt kann hart sein, besonders wenn du nicht mehr in die „25-35"-Schublade passt.

Aber hier die gute Nachricht: Zürich ist nicht irgendeine Stadt. Hier gibt es Arbeitgeber, die wissen, was sie an erfahrenen Leuten haben. Die keine Lust mehr auf Jobhopper haben, die nach zwei Jahren wieder weg sind. Die jemanden suchen, der nicht mehr beweisen muss, wer er ist.


Was du mitbringst (und die Jungen nicht)

Lass uns ehrlich sein: Mit 50+ hast du etwas, das keine Uni der Welt unterrichten kann.

Du kennst dich selbst. Du weißt, wo deine Stärken liegen. Du weißt aber auch, was du nicht mehr brauchst – zum Beispiel einen Chef, der dich mikromanagt, oder ein Büro, in dem alle ständig im Konkurrenzmodus sind.

Du kannst mit Menschen. Nach 25, 30 Jahren Berufsleben hast du so ziemlich jeden Typ Mensch erlebt. Du weißt, wie man mit schwierigen Kollegen umgeht, wie man Konflikte löst und wann man besser den Mund hält.

Du bleibst cool, wenn's brennt. Während die Jungen in Panik verfallen, wenn ein Projekt schiefläuft, hast du schon drei Krisen gemeistert, bevor andere überhaupt gemerkt haben, dass es eine gibt.

Du willst wirklich noch was. Im Gegensatz zu jemandem, der einfach nur den nächsten Karriereschritt macht, hast du dir deinen Wechsel überlegt. Du machst das nicht aus einer Laune heraus.


Wo Zürich Leute wie dich braucht

Vielleicht denkst du jetzt: „Schön und gut, aber wo soll ich denn anfangen?" Die gute Nachricht: Zürich ist voll von Branchen, die händeringend erfahrene Leute suchen.

Gesundheit und Pflege: In der Limmatklinik oder anderen Gesundheitseinrichtungen zählt Lebenserfahrung mehr als das Geburtsdatum. Gerade in der Betreuung und Pflege sind Menschen mit Empathie und Geduld Gold wert.

Sozialwesen: Der Kanton Zürich, Sozialeinrichtungen, Beratungsstellen – überall werden Menschen gesucht, die selbst schon einiges durchgemacht haben und deshalb andere wirklich verstehen.

Bildung und Beratung: Dein Wissen weitergeben? Bei Flying Teachers oder in Erwachsenenbildungsprogrammen kannst du genau das tun.

Verwaltung und öffentlicher Dienst: Hier wird Verlässlichkeit geschätzt. Und die bringst du mit.

Gastronomie und Service: Das Hiltl oder andere etablierte Gastrobetriebe wissen, dass ein Team ohne erfahrene Leute nicht rund läuft.


Deine grössten Stolpersteine (und wie du sie umgehst)

„Ich kann das alles nicht, was in den Stellenanzeigen steht." Stop. Lies die Anzeigen nochmal. Die meisten Firmen listen ihr Wunschkonzert auf – das heißt nicht, dass du alles können musst. Wenn 70% passt, bewirb dich. Den Rest lernst du. Du hast schon ganz andere Sachen gelernt.

„Ich hab seit 20 Jahren keine Bewerbung mehr geschrieben." Das ist wie Velofahren – kommt wieder. Und ehrlich? Schreib keine dieser austauschbaren Standard-Bewerbungen. Schreib, wie du bist. Erzähl deine Geschichte. Warum du wechseln willst. Was du mitbringst. Menschen kaufen bei Menschen – und HR-Leute entscheiden auch mit dem Bauch.

„Die wollen alle nur Digital Natives." Klar, du musst dich nicht auf eine Stelle als Social Media Manager bewerben. Aber die meisten Jobs brauchen kein IT-Studium. E-Mail, Word, vielleicht noch ein Branchenprogramm – das kriegst du hin. Und falls nicht: Sag's ehrlich und zeig, dass du lernbereit bist.

„Das Netzwerken liegt mir nicht." Muss es auch nicht. Aber: Erzähl deinem Umfeld, dass du dich verändern willst. Alte Kollegen, Nachbarn, der Typ aus dem Fitnessstudio. Die besten Jobs werden nie ausgeschrieben – sie werden über Ecken vergeben.


Konkret: So gehst du's an

Schritt 1: Mach dir klar, was du wirklich willst Nicht was du solltest. Was du willst. Weniger Stress? Mehr Sinn? Kürzerer Arbeitsweg? Mehr Geld? Flexiblere Zeiten? Schreib's auf. Das ist deine Checkliste.

Schritt 2: Räum mit dem Lebenslauf auf Niemand will deine komplette Berufsbiografie seit 1995 lesen. Die letzten 10-15 Jahre reichen. Fokus auf das, was für die neue Stelle relevant ist.

Schritt 3: Üb das Vorstellungsgespräch Klingt bescheuert, aber hilft. Lass dich von jemandem fragen: „Warum wollen Sie wechseln?" oder „Warum sollten wir ausgerechnet Sie nehmen?" Wenn du das drei Mal laut gesagt hast, kommt es beim echten Gespräch wie aus der Pistole geschossen.

Schritt 4: Sei offen für Neues Vielleicht ist deine Traumstelle nicht Vollzeit. Vielleicht ist sie in Oerlikon statt am Paradeplatz. Vielleicht heißt sie anders als erwartet. Bleib flexibel.

Schritt 5: Hol dir Hilfe Es gibt in Zürich unzählige Anlaufstellen für Stellensuchende. Das RAV (ja, wirklich), Beratungsstellen, Mentoring-Programme. Nutze sie. Du zahlst seit Jahren Steuern – jetzt darfst du auch mal was zurückbekommen.


Was Arbeitgeber wirklich denken (und nicht sagen)

Ich hab mit genug HR-Leuten gesprochen, um dir das sagen zu können: Die meisten haben nichts gegen ältere Bewerber. Aber sie haben Bedenken.

„Ist die Person noch motiviert?" – Zeig ihnen, dass du es bist. „Kommt die mit unserem jungen Team klar?" – Zeig ihnen, dass du kein Problem damit hast, von jemandem zu lernen, der jünger ist als du. „Will die überhaupt noch Neues lernen?" – Zeig ihnen, dass du genau deshalb hier bist.

Die Unsicherheit ist nicht, weil du alt bist. Sie ist, weil sie nicht wissen, wie du tickst. Also zeig's ihnen.


Echte Geschichten aus Zürich

Sandra, 54, früher Sachbearbeiterin, jetzt Quereinsteigerin in der Pflege „Ich dachte, ich bin zu alt für eine Ausbildung. Dann hab ich's einfach gemacht. Beste Entscheidung ever. Die Jungen schauen zu mir auf – nicht weil ich alles besser weiß, sondern weil ich ruhig bleibe, wenn's hektisch wird."

Thomas, 58, früher Bankangestellter, jetzt im Sozialbereich „Ich wollte nicht mit 65 zurückschauen und denken: Schade. Also hab ich gewechselt. Verdiene weniger, aber ich geh jeden Tag gern zur Arbeit. Das war vorher anders."

Petra, 52, früher im Verkauf, jetzt selbstständig mit kleinem Beratungsbusiness „Angestellt hat's nicht mehr geklappt. Also hab ich mein eigenes Ding gestartet. Klein, überschaubar, aber mein Ding. Ich bestimme, mit wem ich arbeite."


Dein Mutmacher zum Schluss

Du bist nicht zu alt. Du bist nicht zu festgefahren. Du bist nicht chancenlos.

Du bist jemand mit Erfahrung, Durchhaltevermögen und dem Wissen, was wirklich zählt. Und genau das braucht der Arbeitsmarkt.

Zürich ist eine Stadt, die sich ständig neu erfindet. Warum solltest du das nicht auch tun?

Also: Worauf wartest du noch?